vita

ulli heil    freischaffende künstlerin / kunsttherapeutin

               geb.    1961   in wiesbaden

               seit      1992   in lübeck

               seit      2018   in klingberg

 

 

In meiner Kindheit hatte ich zwei Federtaschen, eine mit Buntstiften, die andere mit Filzstiften gefüllt. Ergänzt wurde dieser Schatz durch Kreide, Bleistifte und jeden auffindbaren Kugelschreiber in den Schultaschen meiner Geschwister. Bemalt, beklebt und gestaltet habe ich ausgediente Taschenkalender meiner Eltern. 

Als mein Bruder die Ausbildung zum Schriftsetzer begann erweiterte sich mein Materialfundus schlagartig. Papierproben aller Art und Holzbuchstaben in jeder Größe zogen in meine „Kunstbank“ ein. Gearbeitet habe ich, wann immer ich konnte an unserem alten Küchentisch aus Holz, während meine Mutter kochte und die Geschwister bunt durcheinander erzählten. Diese ersten Erinnerungen an mein künstlerisches Schaffen und der alte Holztisch begleiten mich bis heute. Seitdem begleitet mich die Druckkunst und das geschriebene Wort.

 

Zum ersten mal habe ich mit 13 Jahren die Schule geschwänzt um, gemeinsam mit einem Freund, zu einer Man Ray Ausstellung in Frankfurt/M. zu trampen. Das Taschengeld reichte gerade für den Eintritt, eine Zugfahrt konnten wir uns nicht erlauben. Seitdem begleitet mich die Fotografie.

 

Vom ersten selbst verdienten Geld kaufte ich meine erste Spiegelreflexkamera, eine Pentax MV1. Sie gehört auch heute noch zu meiner Kamerasammlung wie die beiden alten Polaroidkameras.

Ein Studium- und Diplomschwerpunkt war das experimentelle Arbeiten in der Dunkelkammer. Das Ausloten von Bildbearbeitung fern jeder Computerprogramme, z.B. Polaroid-Bildern durch ein erhitzen und überarbeiten malerische Strukturen zu verleihen und sie aus dem reinen Abbild zu entlassen. Heute fange ich in meiner Serie „homes and houses" alltägliche Lebenssituationen mit Polaroid-Bildern ein, um diese in meinen Arbeiten konzeptionell einfließen zu lassen.

 

Zunächst aus Neugier, als Ausgleich, dann zunehmend als ergänzende Gewichtung widmete ich mich der Holzbildhauerei und Steinbildhauerei. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Stein erfuhr ich in der langjährigen Teilnahme/Mitarbeit in der Bildhauerklasse der 

Künstlerin M. Büsing / Hamburg-Italien sowie in der Akademie Remscheid, in der Klasse für Holzbildhauerei. Es folgte eine lange Phase der Objektgestaltung mit Installationen im öffentlichen Raum.

 

Zunehmend zog es mich jedoch zu meinen Ursprüngen, der Fotografie und der Druckkunst zurück.

Mit dem Besuch der Meisterkurse beim künstlerischen  Leiter der Freien Kunstakademie Augsburg, Rainer Kaiser, eröffnete sich mir ein bislang ungeahntes Feld: die Arbeit mit Drucktechniken im Rahmen des experimentellen Bildtransfers und meinen Transfer von Fotografie zur Druckkunst. Neben Collage, Fotografie unter Wachs, Edeldruckverfahren und Siebdruck wurde mein bevorzugter Arbeitsschwerpunkt die Intagliotypie.

 

Endlich konnte ich in meinen Arbeiten den Moment der Fotografie mit der Tiefe der Malerei verbinden.

Um Fotos und Fotofragmente aus der reinen Abbildung zu entlassen verbinde ich sie collagierend auf Druckplatten mit Zeichnungen, malerischen Strukturen und eigenen Texten.

Den Drucken begegne ich mit Schichtungen, Überlagerungen, Übermalungen, Einnähungen, Einstickerei und gewachsten Flächen.

Die Bildebenen verschwimmen, treten in Korrespondenz mit den Eingriffen und mit neuer Bildaussage hervor. Die Arbeiten erscheinen zart, leise, fast nackt, barfüßig.

Zu erwähnen bleibt als künstlerisches Intermezzo: das OUTING-PROJEKT LÜBECK 2015-2016, gemeinsam mit meiner Kollegin Ingeborg Pieper, s.a. ingeborgpieper.jimdo.com

 

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